Der neue Papst: Leo XIV.
Was haben wir damit am Hut? Ein Impuls von Stefan Scholtyssek.
Wer ist Papst Leo XIV. und wofür steht er?
Am Abend des 08.05.2025 erklangen überall die Glocken der katholischen Kirchen. Denn das Konklave im Vatikan hatte Robert Francis Prevost zum neuen Papst und damit neuen Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt. Sehr passend dazu war, dass Engagierte unseres Diözesanverbandes mit Gästen aus Lateinamerika auf dem Weg zum gemeinsamen Abendessen waren. Denn der neue Papst wirkte viele Jahre in Lateinamerika als Priester und Bischof.
Robert Prevost ist schon viele Jahre Angehöriger des Augustinerordens. Vielleicht denkst du gerade an die Biermarke? Verbindungen gibt es, wo es doch Augustinermönche aus München waren, die im 14. Jahrhundert mit dem Brauen des Bieres im Kloster begannen. Seit ca. 200 Jahrhunderten ist die Brauerei allerdings in privaten Händen und trägt nur noch den Namen des Ordens bzw. ist mit ihm über eine Stiftung verbunden.
Wie dem auch sei: Der Augustinerorden steht für Merkmale wie das Leben in Gemeinschaft, Bildung, der Liebe zu Gott und dem/der Nächsten, Seelsorge und dem Blick auf die Armen in der Gesellschaft. Wenn du mich fragst, klingt das nach einem bodenständigen Blick auf Menschen und einer passenden spirituellen Basis.
Papst Leo XIV. kommt gebürtig aus Chicago und wuchs auch dort auf. Seine Studien absolvierte er in den USA und in Rom, wo er auch seine Priesterweihe empfing. In den folgenden Jahren war er für den Orden in Peru im Dienst und ab 2001 in Rom. Zwischen 2014 und 2019 wirkte Robert Prevost als Bischof in den peruanischen Bistümern Sufar und Chiclayo. Seitdem arbeitete im Vatikan. Wie auch wir als CAJ ist der neue Papst also "Globetrotter" und in der Welt vernetzt. Viele aktive CAJler*innen in Peru freuen sich bestimmt, dass der neue Papst einen großen Teil seiner Wirkungszeit in Peru verbracht hat und neben der us-amerikanischen auch die peruanische Staatsbürgerschaft besitzt.
Kirchenpolitisch hat der neue Papst zu Beginn seines Pontifikates noch nicht wirklich viel durchblicken lassen, aber im Rahmen von Predigten oder Ansprachen in den ersten Tagen hat er deutlich gemacht, dass Frieden, interreligiöser Dialog und Beteiligung von allen in der Kirche für ihn wichtig sind. Damit geht er den Weg seines Vorgängers Franziskus weiter. Es wird sicherlich interessant sein, inwiefern sich Papst Leo XIV. zu konkreten Friedensdialogen aktueller Konflikte und Kriege äußert und dazu Stellung bezieht. Für die Menschen in der Ukraine und Russland, in Gaza und Israel, in Kaschmir und sonstigen Regionen wäre es hilfreich, wenn Menschen wie der Papst Stellung beziehen und zum konkreten Frieden beitragen würden.
Bedeutung der Namensgebung: Sein Vorgänger Leo XIII.
Eine Bedeutung für einen neuen Papst hat immer die Namenswahl und damit die jeweilige Bezugnahme auf den Namensvorgänger. Papst Leo XIII. lebte größtenteils im 19. Jahrhundert und war von 1878 bis 1903 Oberhaupt der katholischen Kirche. Er kann als politischer Papst bezeichnet werden, da er sich in insgesamt 86 päpstlichen Rundschreiben (Enzykliken) zu damaligen Themen in Kirche und Gesellschaft äußerte.
Vor allem die Sozialenzyklika „Rerum novarum“ blieb nachhaltig prägend für die katholische Soziallehre, die damit aufgewertet wurde. Nachdem im 19. Jahrhundert katholische Kleriker wie Adolph Kolping und Wilhelm Emmanuel von Ketteler Antworten auf die sozialen Fragen in Deutschland suchten, finalisierte Papst Leo XIII. diese Suche in seiner Verlautbarung. Allgemein wird der damalige Papst als „Arbeiterpapst“ und als sozial bezeichnet. „Er prangerte die Ausbeutung der Arbeiter an und wies auf ihre Verelendung infolge der Industrialisierung hin. Zudem beschrieb er deren negative Auswirkungen auf Wirtschaft und Staat und zeigte einen Weg zur Besserung der Verhältnisse auf. Er entwickelte mit dieser Enzyklika eine Lehre von der menschlichen Person und ihren Rechten, von der Ordnung der Wirtschaft, von der Koalitionsfreiheit der Arbeiter und der sozialen Verpflichtung des Staates. Arbeitsschutz sei eine staatliche Aufgabe, ebenso der gesetzliche Rahmen für die Arbeiterrechte.“
Die Tradition der CAJ passt dazu natürlich wunderbar! Joseph Cardijn und die vielen internationalen CAJ-Verbände und -Gruppen haben in den vergangenen 100 Jahren immer nach Antworten auf sozialen Fragen gesucht. Bei uns ging und geht es um konkrete Situationen von jungen Menschen in Ausbildung, Beruf oder Alltag und nachhaltigen Überlegungen dazu. Welche Lebensrealitäten haben junge Menschen? Wie können wir als Verband dazu beitragen, diese Lebensrealitäten zu verbessern? Was brauchen junge Menschen für ein „gutes Leben“?
Die Hoffnung in der Namensgebung des neuen Papstes besteht darin, dass auch er sich den sozialen Fragen der Gegenwart verpflichtet fühlt und sich dazu verhält. Auch heute gibt es viele Herausforderungen im beruflichen oder alltäglichen Leben, die es zu lösen gilt. Als Verband und als Kirche möchten wir zur Lösung solcher Herausforderungen beitragen. Wünschenswert wäre ein Papst als Sprachrohr dessen, der den Finger in die Wunde legt.
Schauen wir mal, was wird! Ich bleibe aufmerksam!
Viele Grüße! Stefan
Bildnachweis:
Edgar Beltrán, The Pillar
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